Von Gesundheitsprojekten bis zur Lebenspartnerschaft. Österreich hat in Nicaragua tiefe Spuren hinterlassen.
Die Zeiten, als die Zusammenarbeit noch Entwicklungshilfe hieß und wohlmeinende junge Frauen und Männer ausgeschickt wurden, um nicaraguanischen Campesinas das Vermarkten von Kunsthandwerk beizubringen oder Prostituierte im Umgang mit der Nähmaschine zu unterweisen, sind lange vorbei. Der Personaleinsatz hat sich grundlegend verändert und macht nur mehr einen Bruchteil der Kosten aus. Budgethilfe heißt heute das Zauberwort. Man stützt mit Pauschalbeträgen den Staatshaushalt und hofft, dass die Gelder den Bedürftigen zugute kommen. Denn bevormunden will man die Partner im Süden nicht mehr.
Gerade in Nicaragua war diese Art der Entwicklungszusammenarbeit, immer besonders umstritten. Präsident Arnoldo Alemán war notorisch korrupt. Unter Enrique Bolaños hat die Korruption keinen so sichtbaren Kopf mehr, floriert aber trotzdem. Außerdem wurde das Programm zur Armutsbekämpfung ganz gestrichen.
Nicaragua ist das einzige Schwerpunktland der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit in Lateinamerika. 2005 flossen 7,9 Mio. Euro an staatlicher Hilfe ins Land, weitere 1,6 Mio. wurden von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in Projekten ausgegeben. Die staatliche Hilfe konzentriert sich auf den Gesundheitssektor. Da hat Österreich mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung. Von der Spitalsausrüstung über die Ausbildung von Krankenschwestern bis zum Einsatz von Medizinern an der unterversorgten Atlantikküste reicht die Palette. An der Atlantikküste, wo die indianischen Minderheiten der Miskitos und Mayagnas zu Hause sind, werden auch die regionale Universität und die Rettung der noch verbliebenen Regenwälder gefördert.
Neben den großen NGOs wie Horizont3000, Dreikönigsaktion und Nord-Süd-Institut sind in Nicaragua auch dutzende Solidaritätsgruppen, Städtepartnerschaften und Brigadistenvereine tätig, die dauerhafte Beziehungen zu ihren Partnern aufgebaut haben und pflegen. Und nicht wenige, die einige Jahre in Nicaragua verbrachten, sind nach ihrem Einsatz dort geblieben oder haben ihre LebenspartnerInnen von dort mitgebracht.